Sie befinden sich hier

Inhalt

Kupferstich Hamm ca. 1640 von Matthäus Merian. Aus: Topographia Westphaliae, Faks. Neudruck Kunstverein Frankfurt 1926

Schulgeschichte im Detail

Trivium Hammonense ca. 1250-1781

Über die Gründung des Triviums fehlt bis heute jede Information. Der erste erwähnte Rektor heißt Herictus und war wahrscheinlich auch einer der ersten. Weitere Namen für das Trivium waren: lateinische Schule oder Klassikalschule.

Gymnasium illustre

Als die Stadt Hamm 1642 um eine neue Schule bittet, wird die Bitte auf Grund des 30jährigen Krieges vorerst abgelehnt. Um 1650 wird dann ein neues Gymnasium errichtet, das evangelisch sein sollte. Da reformierte Religionsausübung aber untersagt ist, bleibt das neue Gymnasium (Gymnasium illustre) vorerst in Verbindung mit dem Trivium Hammonense. Die Professoren Rietz und Upmeier werden im „Gründungsjahr“ 1657 eingestellt.

Titelblatt der Schulordnung des Hammonense und danach aller protestantischen Schulen in Kleve-Mark, orientiert an den Reformideen von Minister Karl Abraham von Zedlitz

200 Jahre später, 1857, wird der Gründungstag ziemlich willkürlich auf den 28.05.1657, den Tag an dem die beiden Professoren eingestellt wurden, gesetzt. Die eigentliche Gründung war wahrscheinlich 1655. Am 28.05.1659 wird Schule verlegt an die Funkenburg an der Weststraße. Dieser Tag könnte auch als Gründungstag angesehen werden, da die Schulgesetze am 27.5.1659 in Kraft traten. 1662 wird das Gymnasium illustre vom Trivium Hammonense völlig getrennt.
 

Vereinigung der Trivium Hammonense mit dem Gymnasium illustre
 

Nach dem siebenjährigem Krieg (1756-1763) hat die total verbrannte und verarmte Stadt Hamm 1800 Einwohner. Das Geld reicht nicht um qualifizierte Lehrer an der Schule zu halten, wodurch die Leistungfähigkeit der Schule stark beeinträchtigt ist. Da um 1775 nur noch zwei Lehrer tätig sind, geht es mit der Schule und den Leistungen der Schüler bergab. Laut der Festschrift von 1907 „verwildert die Jugend zusehends“. Um dem Verwesen der Schulen ein Ende zu setzten, willigt man 1778 schließlich ein, das evangelische Trivium und das Gymnasium illustre über 100 Jahre nach seiner ersten Trennung wieder zusammenschließen und ihm „evangelischen Charakter“ zu verleihen. Von diesem Zeitpunkt an ist die Schule evangelisch. Allerdings konnten auch später Schüler anderer Konfessionen am Unterricht teilnehmen.
 

Am 23.4.1781 wird das neue Gymnasium eröffnet, hat aber zu diesem Zeitpunkt keinen offiziellen Namen. Auf dieser Schule soll die lateinische Sprache „bis zum Grad der Vollkommenheit“ gelehrt werden. Von 1813 an, nach der Wiederherstellung Preußens, lehrt das Gymnasium nach preußischem Standard. 1822 erlangt die Schule den Namenszusatz „Königliches Gymnasium“. Es ist allerdings in dieser Zeit noch nicht gänzlich vom Staat übernommen. Erst 1874 wird das Gymnasium ganz vom Staat übernommen und damit königlich.

1866 wird ein Gebäude an der Brüderstraße 39 (gegenüber der Agneskirche) angekauft, weil im alten Gebäude aufgrund steigender Schülerzahlen kein Platz mehr ist. 1876 wird das Gebäude allerdings wieder verkauft, weil sich keine weiteren Ausbaumöglichkeiten ergeben. 1878/79 entsteht stattdessen aus der seit 1862 leer stehenden Volkshochschule und dem angrenzenden „Linnenweberschen Haus“, welche sich ebenfalls an der Brüderstraße befinden, ein neues Schulgebäude, das am 18.01.1880 feierlich eingeweiht wird. 1881 wird eine Turnhalle an der Lippe nördlich des Nordenwalls errichtet.

Das Anwachsen der Stadt Hamm im Zuge der Industrialisierung führte zu einer Verdopplung der Schülerzahl in nur 40 Jahren (1835: 95 Schüler; 1875: 178 Schüler). Ein aufgrund dieser deutlich gestiegenen Schülerzahl notwendig gewordener Neubau konnte 1880 an der Brüderstraße eingeweiht werden. Dieses Gebäude wurde jedoch 1944 durch Bombentreffer zerstört, denen auch die historische Schulbibliothek zum Opfer fiel.

Das heutige "Hammo" zwischen Innenstadt und Kanal

Seit 1956 hat das Gymnasium Hammonense seinen Standort an der Adenauerallee. In den Grünanlagen am damaligen Nordrand der Innenstadt liegt die Schule äußerst verkehrsgünstig zu zwei zentralen Bushaltestellen und in fußläufiger Entfernung zum Hauptbahnhof. Umfangreiche Erweiterungen und Umbauten bis in die 1970er Jahre sorgten für ausreichend Klassenräume, einen naturwissenschaftlichen Trakt mit Fachräumen, Zeichen- und Musikräume sowie Sprachlabor, Medienräume und zwei Turnhallen. Notwendige Renovierungen haben mittlerweile eine einladende Cafeteria, einen Werkraum sowie drei Computerräume gebracht - und frisch sanierte Sanitäranlagen.

Baudenkmal Aula an der Adenauerallee - Schumacher-Architektur und Meistermann-Fenster

"Brücke von der Antike zum Weltbild unserer Tage"

Bestimmend für das 1957 errichtete Gymnasium Hammonense ist die architektonische Ausprägung der weitgehend original erhaltenen Aula (entworfen von Architekt Hans Schumacher aus Köln). Die Charakteristika dieses Baudenkmals: Der Grundriss in Gestalt eines Kreissegments, V-förmige Betonstützen und die mehrseitig gewölbte sowie auffällig gegliederte Deckenkonstruktion, die auf der Südseite zur Adenauerallee hin eine große bleiverglaste Fensterwand aufweist. Das Glasfenster stellt die vier Elemente dar und wurde von dem inzwischen verstorbenen Künstler Prof. Georg Meistermann gestaltet, der weit über die Landesgrenze hinaus große Anerkennung genießt. Das bedeutende Zeitdokument ist von hohem kunsthistorischem Wert.

Entsprechend dem Erziehungsauftrag eines altsprachlichen Gymnasiums soll das "Bild symbolhaft eine Brücke schlagen von der Geisteswelt der Antike zum Weltbild unserer Tage". Die bildnerische Ausführung des Themas erfolgte ganz ohne Gegenständlichkeit. Nur die abstrakte "Flächen- und Farbenkunst", so Meistermann, sei dem geistigen Gehalt der Aufgabe und der modernen Architektur des Hauses angemessen.

Neu eingerichtete Cafeteria mit Außenterrasse direkt am Kanal

Die Elemente Feuer (rote Zungen), Erde (braune Flächen), Wasser (blaue Wellen) und Luft (hellblau) sind eingebunden in eine große durchgehende Bewegung nach rechts in das ausgedehnte blaue Rund einer Spirale. Dieses Sinnbild der Kraft, der Dynamik, der Rotation, der Evolution entlässt in eruptiver Entladung das Grün und das Gelb vegetativen Lebens. (Hamm Magazin 11/2005)

Der Lauf der Zeit brachte seitdem viele Veränderungen für die Schule. Nach zwei Weltkriegen, der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und des Bundeslandes Nordrhein Westfalen, drückte so manche Schulreform der Ausbildung und der Organisation am Hammonense ihren Stempel auf. 2007 konnte das Gymnasium Hammonense sein 350jähriges Bestehen mit einem großen Festakt begehen. Eigebettet wurde dieser ein umfangreiches Rahmenprogramm mit einem Schulfest, einer Projektwoche, Ausstellungen und Konzerten.